Zuhören – changes of the mind

Alles Sehen ist perspektivisches Sehen

oder wie Yoda in Star Wars sagt: "Many of the truths that we cling to depend on our point of view". Die Subjektivität menschlicher Welterfahrung beginnt schon auf der rein physiologischen Ebene: Alle Daten die im Gehirn ankommen, bestehen aus dem Feuern oder Nicht-Feuern der Nervenzellen. Diese Feuerungsmuster werden anhand von Modellen (die der spezifischen Verknüpfung der Neuronen entsprechen) interpretiert und z.B. zu dem Schriftbild zusammengesetzt, dass Sie gerade lesen. Es besteht also ein Zusammenspiel aus Daten, die (über die Sinneskanäle) aufgenommen werden und schon vorher bestehenden Mentalen Modellen. Erst aus dem Zusammenspiel der Daten mit den Modellen entsteht die Bedeutung der Daten (Information). Piaget beschreibt anhand von kindlicher Entwicklung, wie neue Daten entweder in ein Mentales Modell eingepasst werden (Assimilation) oder wie das Mentales Modell verändert wird, um die Daten anders zu interpretieren (Akkomodation) -> Wiki. Mentales Modell ist im Folgendem eine umfassender Begriff auch für Erwachsene und ihre Überzeugungen, Hypothesen, Glaubenssätze usw.

Mentale Modelle <=> attraktive Landschaften

Ein Mentales Modell zu ändern ist aufwendiger, als dieses einfach nur anzuwenden. Zudem kann eine Änderung ein solches Modell ja auch verschlechtern, weswegen eine Trägheit der Modelle gar nicht so schlecht ist. Typisch ist beispielsweise, dass man etwas in Frage stellt, es aber dann letztendlich doch nicht umwirft. Für die Änderung der der Mentalen Modelle ist die Metapher der Attractor Landscapes erhellend.

Auf Mentale Modelle bezogen bedeutet die Metapher der Attractor Landscapes: Je “tiefer das Tal der Überzeugung” ist, desto mehr “Energie” kostet es diese Überzeugung zu ändern. Wenn beispielsweise eine Glaubensrichtung die Überzeugung beinhaltet, dass Ungläubige nach dem Tod in die Hölle kommen, so wäre ein Abfallen von diesem Glauben für Gläubige sehr teuer. Da die Hölle droht, ist das “Tal der Überzeugung” der Methapher sehr tief (Beispiel von Bach, 2015). Wenn Überzeugungen demgegenüber nicht mit der eigenen Identität verknüpft sind, können wir sie im Handumdrehen ändern.

Wahr oder Richtig? -Was ist attraktiver?

Aus evolutionärer Sicht werden einerseits jene Mentalen Modelle selektiert, die die Daten aus der Umwelt so interpretieren, dass unser Überleben und unseren Erfolg in der Umwelt damit unterstützt wird. Hier ist in großem Maße die Leitunterscheidung Wahr – Unwahr ausschlaggebend: "Entspricht mein Mentales Modell den Gegebenheiten in der Umwelt?".

Ebenso, aus evolutionärer Sicht, ist es für Gemeinschaften wichtig, sich auf gemeinsame Mentale Modelle zu einigen. Für den einzelnen Menschen ist es dabei wichtig, die in der Gemeinschaft als richtig akzeptierten Mentalen Modelle zu vertreten. In diesem Sinn zielt die Leitunterscheidung Richtig – Falsch darauf ab, ob ein Mentales Modell für die Gemeinschaft annehmbar ist. So sind Menschen, die einen Glauben verlieren nicht mehr “richtig” in der Glaubensgemeinschaft. Je nach Glaubengemeinschaft und/oder historischer Zeit kann das keine Konsequenzen, den sozialen Ausschluss oder die Bedrohung des Lebens für das Individuum bedeuten. Am Beispiel des Google Memos analysiert Joscha Bach die Möglichkeit, dass diese beiden Leitunterscheidungen “Richtig-Falsch” und “Wahr-Unwahr” zu unterschiedlichen Urteilen führen:

Mit Nazis reden?

Es ist sehr schwer, ein Mentales Modell, dass einem wichtig ist, zu verändern. In Gesprächen mit anderen ist es hierbei hilfreich, sowohl auf der Ebene des Wahr-Unwahr zu argumentieren als auch die Beziehung so zu gestalten, dass das Gegenüber sich als Person respektiert fühlt ("in diesem Gespräch fühle ich mich als Mensch richtig"). Eine freundliche Konfrontation, verbunden mit viel Zeit kann auch in extremen Fällen zu einer Änderung von Mentalen Modellen führen. Diese Idee mag oft im Alltag scheitern. Wie es trotzdem gelingen kann, zeigen drei Videobeispiele. Daryl Davies hat mit Nazis gesprochen:

Megan Pelps-Roper beschreibt im Detail, was ihr bei der Änderung ihrer Glaubenssätze geholfen hat:

Schließlich beschreibt Cassie Jaye, welche inneren Hindernisse dem entgegenstehen, seinem Gegenüber wirklich zuzuhören:

Quelle

[^1]: This is the first footnote.